Achtung Einfalt!

Achtung Einfalt!

Menschen sind Herdentiere. Wir haben das sicher alle schon mal erlebt, wenn bei der Ampel einer losgeht, und alle mitgehen, ohne das rote Licht zu beachten. Ohne viel nachzudenken machen wir, was alle machen, und mögen wir, was alle mögen. Bis zu einem gewissen Grad ist das unvermeidbar und auch gut so. Die Intelligenz der Masse hilft uns, viele Entscheidungen mit wenig Zeit- & Energieaufwand zu fällen. Natürlich halten sich deshalb auch Fehlentscheidungen und veraltete Einstellungen sehr lange. Was immer schon so war, muß nicht notwendigerweise nur deshalb auch unbedingt immer gut sein.

Die größte Gefahr ist jedoch der Blockbuster-Effekt und die daraus folgende Monopolisierung.

Blockbuster sind Filme oder andere Produkte, bei denen viel mehr in die Werbung als in die Qualität investiert wird. Das gibt es, weil es Hitparaden gibt. Wenn genügend Kunden darauf reinfallen, werden auch alle anderen folgen. Und weil wir uns Täuschungen nicht gerne eingestehen, beurteilen wir den Mist dann tatsächlich viel zu gut. In der Psychologie ist das als kognitive Dissonanz schon viel erforscht worden. Und so sind schon sehr viele Kultfilme, Marken und Quacksalbereien entstanden. Oft ist die Intelligenz der Masse eben auch sehr beschränkt.
Und am fatalsten ist, wenn dieser Blockbuster-Effekt sich immer mehr selbst verstärkt und schließlich der am meisten beworbene Schrott jede Konkurrenz vernichtet. Dies betrifft nicht nur asoziale Netzwerke, sondern ganz viele Bereiche unseres Lebens. Denn wenn mit der beliebtesten Geschmacksrichtung am meisten Gewinn gemacht werden kann, produzieren irgendwann alle nur noch faden Einheitsbrei. Wer kann sich noch an die vielen Vornamen der Kartoffelsorten erinnern, die früher auf Bauernmärkten angeboten wurden? Es gibt inzwischen immer mehr Studien über schwindende Geschmacksvielfalt bei Weinen und anderen Pflanzensorten, Tierarten, Rezepte, verschiedenste Problemlösungen usw. Eine einfältige Welt macht auch unseren Geist einfältig.
Und Monopolisten sind logischerweise meist weniger an Qualität oder gar an echter Vielfalt als an Gewinnmaximierung und Festigung ihrer Monopolstellung interessiert. Somit ist das Karma der Einfalt vorgegeben.